Wolfspeed: Saarländische Ministerpräsidentin bestätigt Baustopp bei Chipfabrik

Für insgesamt 2,75 Milliarden Euro wollte ZF Friedrichshafen gemeinsam mit dem US-Chiphersteller Wolfspeed eine Fabrik im Saarland bauen. Insiderinformationen, dass das Projekt vor dem Aus steht, wurden heute nun offiziell bestätigt: So verschiebt Wolfspeed mit CEO Gregg Lowe den Bau der im Saarland geplanten Chipfabrik auf unbestimmte Zeit. Das teilte die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger in Saarbrücken mit. âDas Projekt ist damit nicht ad acta gelegt, aber es ist auf der Zeitachse eben auf einen unbestimmten Zeitpunkt weiter nach hinten geschoben, vor allem in Abhängigkeit der sich entwickelnden Marktlage.â Wolfspeed stehe aber weiterhin zu dem Standort Ensdorf, sagte Rehlinger.Die âUnsicherheiten, die sich jetzt um die Investition bei Wolfspeed ergeben habenâ seien âein Rückschlag für das Saarlandâ und auch âein Rückschlag für den Strukturwandel im Saarlandâ. Es zeige sich darin die schwierige Marktlage um die E-Mobilität in Deutschland und in Europa.âWir erleben die Automobilwirtschaft in schwerem Fahrwasser mit einer wirklich tiefgreifenden Verunsicherung, was die Marktsituation angehtâ, sagte Rehlinger. Bei den Chipfabriken gebe es eine ähnliche Situation. âSie hängen ja mit ihren Produkten eben auch sehr vom Automobilsektor und von der Elektromobilität ab.âWolfspeed unter DruckDer Bau der geplanten Chipfabrik hatte sich zuletzt verzögert. Wolfspeed schrieb zuletzt Verluste und hatte bereits im Sommer bekanntgegeben, den Start des Fabrikbaus zu verschieben, so sei mit dem Baubeginn erst 2025 zu rechnen. 2023 hatte Wolfspeed noch gesagt, man wolle so schnell wie möglich beginnen. Nach früheren Angaben waren Investitionen von rund 2,7 Milliarden Euro und mindestens 600 Arbeitsplätze geplant.Das Chipwerk im saarländischen Ensdorf war eines der zentralen industriepolitischen Projekte der Bundesregierung. Die Unternehmen hatten den Plan Anfang 2023 im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck angekündigt. Das Werk solle „die weltweit gröÃte und modernste Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid“ werden, sagte damals Wolfspeed-Chef Gregg Lowe. Mit staatlicher Hilfe â angeblich rund eine halbe Milliarde Euro â sollte eine Fabrik entstehen, die ab 2027 Siliciumkarbid-Halbleiter fertigen sollte. Mit diesen kann etwa die Reichweite von E-Autos gesteigert werden.Autozulieferer ZF senkte kürzlich GewinnprognoseDas Scheitern des Projekts ist nach der Verschiebung der 10-Milliarden-Euro-Chipfabrik in Magdeburg von Intel der zweite Rückschlag für die Strategie, Europa unabhängiger von Chipherstellern aus Asien zu machen. Die Abhängigkeit hatte sich während der Corona-Pandemie als Nachteil erwiesen, weil die Chiphersteller Lieferungen an die Autoindustrie zugunsten der Kunden in der boomenden Elektronikbranche hintanstellten. Auch andere Versuche, sich unabhängig von asiatischen Lieferanten zu machen, erwiesen sich zuletzt als extrem schwierig: So stockt auch der Versuch, eine unabhängige europäische Batteriezelllieferung aufzubauen.Investitionen: TSMC und Samsung prüfen Chipprojekte in EmiratenOhne China geht es nicht: Das Batteriezellen-Desaster von Europas AutoindustrieVon Michael Freitag und Margret HuckoChampions Wolfsburg und München: Wo in Deutschland die meisten Elektroautos geladen werdenVon Christoph Seyerlein•Investitionen: TSMC und Samsung prüfen Chipprojekte in Emiraten•Ohne China geht es nicht: Das Batteriezellen-Desaster von Europas AutoindustrieVon Michael Freitag und Margret Hucko•Champions Wolfsburg und München: Wo in Deutschland die meisten Elektroautos geladen werdenVon Christoph SeyerleinDas Kriechtempo bei E-Autos bringt auch den zweitgröÃten deutschen Zulieferer ZF mächtig unter Druck. Nach hohen Investitionen in die Antriebstechnik rufen die Autobauer nicht die erwarteten Stückzahlen ab. Der Stiftungskonzern unter Führung von Vorstandschef Holger Klein hat deshalb angekündigt, bis 2028 jeden vierten der 54.000 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen und kürzlich erneut die Gewinnprognose gesenkt.