Papst Franziskus: Diese Kardinäle gelten als aussichtsreichste Kandidaten für den Heiligen Stuhl
Papst Franziskus ist tot. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche starb am Ostermontag im Alter von 88 Jahren. Nach wochenlanger Behandlung wegen einer schweren Lungenentzündung erlag er schlieÃlich den Folgen eines Schlaganfalls. Die katholische Welt trauert um einen Papst, der mit seinem bescheidenen Stil, seiner sozialen Botschaft und seinem Reformwillen die Kirche geprägt hat.Wer dem verstorbenen Pontifex nachfolgt, entscheidet nun das Konklave. Bereits kurz nach der Todesnachricht begann das Ringen um die Nachfolge â und eine Reihe prominenter Namen rückt in den Fokus.Spekulationen schon zu LebzeitenIm Machtapparat der katholischen Kirche sind die Sitten nicht unbedingt besser als anderswo. Ãber die Nachfolge von Papst Franziskus wurde in den vergangenen Wochen auch schon spekuliert, als er noch am Leben war. Darüber entscheiden jetzt 135 Männer: alle Kardinäle, die zum Zeitpunkt seines Todes noch keine 80 Jahre alt waren. Mehr als 100 Kardinäle sind wegen Ãberschreitens der Altersgrenze auÃen vor.Als âpapabileâ â Leute, die die Statur haben, Papst zu werden â sind alles in allem etwa zwei Dutzend Männer im Gespräch. Als Favorit gilt vielen der Italiener Pietro Parolin . Weil Franziskus viele neue Kardinäle aus weit entfernten Ländern berufen hat, die sich nicht besonders gut kennen, ist die Wahl dieses Mal wohl noch offener als bei früheren Konklaven.Und grundsätzlich gilt der alte Spruch: âChi entra papa ner conclave, ne risorte cardinale“ . Es kann also durchaus Ãberraschungen geben. Trotzdem ein Ãberblick über die meistgenannten Kandidaten:Favorit aus Italien â Pietro ParolinDer 70 Jahre alte Norditaliener aus der Nähe von Venedig ist seit mehr als einem Jahrzehnt die Nummer zwei im Vatikan. Franziskus erhob den studierten Diplomaten und Doktor des Kirchenrechts schon kurz nach seiner Wahl zum Kardinalstaatssekretär. Seither führte Parolin an seiner Seite die Geschäfte. Er vertrat ihn auch, als Franziskus im Krankenhaus lag. An seiner Loyalität lieà Parolin nie Zweifel aufkommen.Der Italiener gilt als sehr machtbewusst â anders kommt man in der Kurie nicht weit. Beim Konklave wird er jetzt so oder so eine herausragende Rolle haben: Normalerweise wird die Wahlversammlung in der Sixtinischen Kapelle vom Dekan der Kardinäle geleitet. Der aktuelle Dekan und auch dessen Vize sind aber schon über 80 und damit zu alt. Deshalb ist der ranghöchste Kardinal an der Reihe: Parolin.Kandidat mit Nahost Erfahrung â Pierbattista PizzaballaPatriarch von Jerusalem : Pierbattista Pizzaballa leitet eine der schwierigsten Diözesen der WeltAls Patriarch von Jerusalem und somit höchster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land leitet der Italiener eine der schwierigsten Diözesen der Welt. Im Geburtsland von Jesus Christus stehen die Christen oft zwischen den Fronten. Pizzaballa sieht sich im Nahostkonflikt als Brückenbauer, allen Schwierigkeiten zum Trotz. Pizzaballa kommt aus der Ordensgemeinschaft der Franziskaner. Mit seinen 60 Jahren ist der Geistliche, der in Italiens Norden in der Nähe von Bergamo geboren wurde, im Kreis der genannten Kandidaten einer der Jüngsten. Das kann für ihn sprechen â aber auch gegen ihn.Ein Vermittler in Kriegszeiten â Matteo ZuppiBischof aus Bologna: Matteo Zuppi gilt als bestens vernetzt und sehr einflussreichAls Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist der 69-jährige Matteo Zuppi eine der zentralen Figuren im Vatikan. Der Bischof aus Bologna gilt als bestens vernetzt und sehr einflussreich. Zudem hat er aktuell einen der anspruchsvollsten Posten, die zu vergeben sind: Als Sondergesandter kümmert er sich seit bald drei Jahren darum, im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln â bislang ohne groÃe Erfolge.Mehr als einmal war in jüngerer Zeit sein diplomatisches Geschick gefragt, wenn Franziskus wieder einmal für Schlagzeilen sorgte, etwa mit ÃuÃerungen zum Krieg in der Ukraine. Zuppi ist auch eng mit der Comunità Sant’Egidio verbunden, die für den Vatikan schon wiederholt in Vermittlerfunktionen tätig war.Konservativer Hoffnungsträger â PÃPrimas von Ungarn: PÃDer Primas von Ungarn, Erzbischof von Esztergom-Budapest PÃErdö wurde im Jahr 2000 Weihbischof in SzÃPapabile aus Asien â Luis Antonio TaglePro-Präfekt für die Evangelisierung: Luis Antonio Tagle mit dem verstorbenen Papst Franziskus im Jahr 2017Der frühere Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle, lebt nun schon seit einigen Jahren in Rom. Der 67 Jahre alte Geistliche aus der katholischen Vorzeigenation in Asien, den Philippinen, wurde 2019 von Franziskus Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Inzwischen ist er Pro-Präfekt des daraus hervorgegangenen Dikasteriums für die Evangelisierung â einer der wichtigsten Posten der Kurie. Als Dikasterien werden die Zentralbehörden der vatikanischen Kurie bezeichnet, sie sind vergleichbar mit Ministerien.Tagle wird immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Er hat auch chinesische Wurzeln. Wie Papst Franziskus setzt er sich für eine Kirche ein, die an der Seite der Armen steht. Und ebenso wie der Argentinier ist er strikt gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung.Papst aus Afrika â Fridolin Ambongo BesunguErzbischof von Kinshasa: Fridolin Ambongo Besungu könnte der erste schwarze Papst werdenBereits seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass bald einmal ein Papst aus Afrika kommen könnte: ein âschwarzer Papstâ also. Am häufigsten hört man inzwischen den Namen des Erzbischofs von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu. Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu seinen Kardinalskollegien aus Europa und Nordamerika als recht konservativ. Er gehört auÃerdem zu den wichtigsten Kirchenvertretern Afrikas.Die Ãffnung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sah er â wie viele Katholiken in Afrika â sehr kritisch. âDer afrikanische Kontinent erlebte das als kulturelle Kolonialisierung des Westensâ, kommentierte Besungu den überraschenden Schritt von Papst Franziskus.Der unbequeme Konservative â Raymond BurkeKardinalpriester aus den USA: Der Vatikan hatte Raymond Burke das Gehalt gestrichen, nachdem er Papst Franziskus öffentlich kritisiert hatteDer 76 Jahre alte Kardinalpriester aus den USA, ehemaliger Erzbischof von St. Louis, galt als einer der härtesten Gegner des verstorbenen Papstes. Der konservative Hardliner kritisierte selbst vorsichtige Reformversuche wie Segnungen für homosexuelle Paare. GröÃere Ãnderungen wie Abschaffung des Zölibats oder Frauen als Priester sind für ihn schon gar nicht zu machen.Nachdem er Franziskus auch öffentlich kritisiert hatte, strich ihm der Vatikan das Gehalt. Auch auf seine 400-Quadratmeter-Wohnung in Rom musste er verzichten. Der Posten als Kardinalpatron des Malteserordens war ihm zuvor schon entzogen worden. Burke gilt als jemand, den das WeiÃe Haus gern als Papst sehen würde. Allerdings werden seine Chancen als eher gering beurteilt.Der Erbe des Reformgeistes â Jean-Marc AvelineErzbischof von Marseille: Jean-Marc Aveline ähnelt in vielem dem verstorbenen Papst FranziskusDer Erzbischof von Marseille, Jean-Marc Aveline kam an Weihnachten 1958 in Algerien zur Welt, das damals noch zu Frankreich gehörte. Aufgewachsen ist er in den Vororten von Marseille. Heute ist er Erzbischof der groÃen Hafenstadt im Süden des Landes. Aveline gilt als volksnah â einer der Charakterzüge, die er mit dem verstorbenen Papst teilt. Auch sonst gilt der Südfranzose als jemand, der in Auftreten und Politik viel mit dem verstorbenen Argentinier Jorge Mario Bergoglio einte. Manche nennen ihn gar einen âSuper-Bergoglianerâ.Aveline stünde also dafür, dass das Vermächtnis des toten Pontifex fortgesetzt würde. Das spricht aus Sicht mancher gegen ihn. Dass nacheinander zwei ähnliche Päpste gewählt werden, ist in der katholischen Kirchengeschichte eher selten. Aber wenn es doch so käme, hätte der Franzose gewiss schon einen Namen parat: Franziskus II.Der diplomatische Europäer â Jean-Claude HollerichErzbischof von Luxemburg: Jean-Claude Hollerich leitet die Kommission der Bischofskonferenzen aller EU-StaatenDer Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, ist einer der einflussreichsten Männer im Vatikan. Der Jesuit sitzt in mehreren wichtigen Dekasterien. Zudem leitet der 66-Jährige, mehrsprachig wie viele in seiner Heimat, die Kommission der Bischofskonferenzen aller EU-Staaten.Vatikan: Papst Franziskus ist tot•Vatikan: Papst Franziskus ist totBei der jüngsten Weltsynode war der Vertraute des verstorbenen Papstes Franziskus als âGeneralrelatorâ â eine Art Vermittler, wenn es Meinungsverschiedenheiten gab â eine der zentralen Gestalten.