Fahrrad-Training: Rennradfahren im Urlaub – Trainingslager auf den Balaren und Kanaren

Als ich vor zehn Jahren dem Rennradfahren verfiel, kam mir schnell der Gedanke, ein frühjährliches Trainingslager auf einer der üblichen Inseln könnte meiner Form den passenden Push geben. Der Mann war jedoch vehement dagegen, sich in einem Hotel einzumieten und von dort aus Touren zu fahren. Zu langweilig. Er hatte eine andere Idee: Suchen wir uns eine interessante Gegend und radeln von Ort zu Ort!Eva Ullrich ist Rennradexpertin und Organisationsentwicklerin. Die langjährige Ultracyclistin fährt regelmäßig Langstrecken von Hunderten Kilometern und verbringt Stunden, Tage oder auch Nächte auf dem Fahrrad. Die studierte Diplompsychologin mit mehr als 15 Jahren Erfahrung als Führungskraft in der Digitalbranche gibt ihr Wissen als Coachin in Vorträgen, Leiterin von Seminaren und Workshops weiter und berät bundesweit Teams sowie Führungskräfte: www.brevet-beratung.de Unsere Wahl fiel damals auf Sizilien. Während in den Wochen vor unserem Aufenthalt dort sonnige 15 bis 20 Grad angesagt waren, radelten wir dann tatsächlich mindestens einmal am Tag durch eine stramme Regenfront. Auf dieser Reise habe ich gelernt, dass Regen in Kürze aufhört, wenn die Farbe der Pfützen von dunkelgrau auf hellgrau wechselt. Dafür war der Cappuccino in jeder noch so kleinen Dorfbar unschlagbar.Rundtour mit TagesetappenTrotz der wechselhaften Premiere ist uns dieser Trainingslagermodus zur Routine geworden. Wir wählen einen Ausgangsort mit Rennradverleih im Süden Europas und planen eine Rundtour mit fünf bis acht Tagesetappen. Die Unterkünfte reservieren wir entsprechend. Wir reisen mit leichtem Gepäck an, holen die vorab organisierten Räder ab und fahren los.Auf diese Weise haben wir alle Nationalparks Siziliens durchquert, uns an den zerklüfteten Bergen Korsikas den letzten Schliff geholt und Apuliens weiße Strände im März komplett für uns gehabt. Unvergessen sind das halbe Kilo köstlich frischer Ricotta, das man uns in einem Bauernhof im nördlichen Sardinien vorgesetzt hat, und der heftige Gegenwind auf der unendlichen Straße zur Küste des Alentejo in Portugal.Für uns ist das leistungsorientiertes Rennradfahren und Urlaub zugleich. Eine Woche lang fünf bis sechs Stunden täglich im Sattel zu verbringen, verbessert die Fitness, vor allem mit reichlich Höhenmetern und Gepäck am Rad.Sie können sich vorstellen, Ihr übliches Trainingslager gegen diesen Modus einzutauschen? Dann habe ich ein paar Tipps für Sie.Die passenden Fahrräder ausleihenWir erkundigen uns bei den Fahrradverleihern schriftlich nach verfügbaren Rädern, passend zu Körpergrößen und Sitzhöhen. Kleinere Menschen tun gut daran, gerade bei der Sitzhöhe sehr exakt zu sein. Ich habe erlebt, dass der Rahmen zwar passte, die Sattelstütze sich aber nicht tief genug im Sattelrohr versenken ließ und ich damit zu hoch saß. Manche Verleiher liefern die Räder an einen vereinbarten Ort und haben dann keine Teile zum spontanen Austausch zur Hand.Die meisten Verleiher fragen nach, welches Pedalsystem man verwendet, um das Rad entsprechend vorzubereiten. Falls man zu Hause mit verschiedenen Systemen hantiert, sollte man darauf achten, die Schuhe mit den richtigen Cleats einzupacken. Wem beim Sitzen der gewohnte Komfort wichtig ist, der bringt am besten seinen eigenen Sattel mit.Ein Täschchen mit Schlauch und Reifenheber sowie eine Luftpumpe sind fast immer am Leihrad befestigt. Ich schaue bei der Übergabe darauf, was ich schon im Gepäck habe, und gebe doppelt Vorhandenes zurück. Für die Navigation unterwegs packe ich zu Hause das Navi samt Halterung ein. Letztere kann manchmal auch ausgeliehen werden.Route smart planenAm Anfang steht die Überlegung, wie anspruchsvoll Sie Ihre Touren gestalten wollen. Vielleicht plant man die eine oder andere Sehenswürdigkeit unterwegs ein oder möchte am Nachmittag im Hotel die Füße hochlegen. Für uns haben sich mit Gepäck am Rad Strecken zwischen 100 und 130 Kilometern bewährt. So haben wir Zeit für Kaffeestopps oder auch mal ein ausführliches Mittagessen und können uns vor dem Abendessen noch die Beine vertreten. Nach sechs oder sieben Tagen darf es eine kürzere Etappe oder sogar ein Ruhetag sein.Da wir die Route vorab planen und Unterkünfte entsprechend buchen, sind wir an das tägliche Abarbeiten der Kilometer gebunden, egal bei welchem Wetter. Wir bauen daher etwas Puffer in die Strecken ein, zum Beispiel mit einer Schleife über einen Berg, die man weglassen könnte, oder indem wir eine sich schlängelnde Route wählen, zu der es eine kürzere Alternative gibt. Je nach Ankunftszeit am Zielort radeln wir noch am ersten Tag los. Dann passt eine kurze Etappe besser.Richtig packenRennräder verfügen meist nicht über klassische Möglichkeiten zur Befestigung von Gepäck, wie einen Gepäckträger. Wir haben uns daher von Anfang an auf Taschen verlegt, die sich direkt am Rad festmachen lassen. So nutzen wir beide einen Saddle-Pack, der am Sattelrohr und den Sattelstreben befestigt wird. Mein Partner verstaut alles andere in einer Lenkerrolle. Ich habe zusätzlich einen Rucksack, der mir etwas Luft beim Packen verschafft und einfachen Zugriff auf Snacks und Windjacke ermöglicht.Allzu viel Stauraum haben wir damit nicht. Wir achten daher bei den Unterkünften darauf, alle drei Tage eine Waschmaschine zur Verfügung zu haben. Die Radbekleidung variieren wir je nach Wettervorhersage. Eine regenfeste Schicht ist immer dabei, und, da wir oft in Gegenden über 1000 Metern N.N. unterwegs sind, auch ein langärmliges Trikot und Beinlinge. Sonnencreme und -brille brauchen wir bei den meisten Trainingstouren deutlich häufiger.Drücken Sie mir die Daumen, dass das auch dieses Mal so ist. Nach Andalusien im vergangenen Jahr zieht es uns erneut nach Sizilien, wo wir von Palermo aus in einer Schleife über den westlichen Inselteil radeln. Ich freue mich auf den Duft von Orangenbäumen und Cappuccino. Daran wird auch etwas Regen nichts ändern.Pedale und Performance: Alternativsport für die Off-Season – trainieren wie die ProfisEin Gastbeitrag von Marcel Kittel, Ex-RadprofiPedale und Performance: Rolle oder raus?Ein Newsletter von Eva UllrichPedale und Performance: Wie Sie mit Intervalltraining fitter werden auf dem RadEin Newsletter von Ulrich Bartholmös•Pedale und Performance: Alternativsport für die Off-Season – trainieren wie die ProfisEin Gastbeitrag von Marcel Kittel, Ex-Radprofi•Pedale und Performance: Rolle oder raus?Ein Newsletter von Eva Ullrich•Pedale und Performance: Wie Sie mit Intervalltraining fitter werden auf dem RadEin Newsletter von Ulrich BartholmösVielleicht haben Sie jetzt Lust bekommen, Ihr klassisches Rennrad-Trainingslager einmal zu überdenken? Viel Spaß beim Pläneschmieden. Und schreiben Sie mir gern, wofür Sie sich entscheiden.Ich wünsche Ihnen ein schönes WochenendeIhre Eva UllrichPS: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns in dieser Kolumne kümmern sollten? Hier erreichen Sie uns per E-Mail 
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