WGMB-Marktbarometer: Abwehr von Cyberattacken treibt den Beratermarkt

2024 war ein Spitzenjahr für die deutsche Consultingbranche. Management-, IT- und Personalberatungen setzen mehr als 50 Milliarden Euro um – das ist Rekord. Doch so munter wird es nicht weitergehen, prognostizieren die Branchenbeobachter Dietmar Fink und Bianca Knoblach. Ihr aktuelles „Marktbarometer“ liegt exklusiv vor.Die trübe wirtschaftliche Lage drücke auf die Wachstumschancen, sagt Fink: „Die Dynamik hat zuletzt spürbar nachgelassen.“ Der kurze Aufschwung nach der Corona-Krise hatte die Nachfrage nach Beraterdienstleistungen noch einmal kräftig steigen lassen, die Umsätze der Consultingunternehmen kletterten 2022 um 16 Prozent. 2023 schaffte die Branche nur noch knapp die Hälfte davon.Und die Aussichten bleiben verhalten, wissen die Consultingexperten und Geschäftsführer der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung in Bonn, die das Marktbarometer gemeinsam erstellt haben. „Wirtschaftliche Unsicherheiten und hohe Kostenbelastungen in Kernindustrien könnten die Nachfrage nach Beratungsleistungen weiter dämpfen“, sagt Knoblach. Dazu kommt die technologische Disruption. Immer leistungsfähigere Künstliche Intelligenz mache den klugen Köpfen zunehmend Konkurrenz: „Generative AI wird die Arbeitsweisen und Geschäftsmodelle der Beratungsbranche nachhaltig verändern.“Im Segment der Managementberatung drehte sich 2024 ein rundes Drittel aller Aufträge um die operative Unternehmensführung; Beraterinnen und Berater unterstützten im Einkauf, in der Produktion oder im Controlling. Auch die Überarbeitung von Lieferketten in einer geopolitisch unsicheren Welt trieb viele Auftraggeber um. In jedem fünften Einsatz halfen die Consultants in der Unternehmenstransformation, etwa bei Restrukturierungen, im Krisenmanagement oder drohender Insolvenz.ESG ist auf dem RückzugKnapp jeder vierte Auftrag ging an IT-Berater. Nicht erst seit Russlands hybrider Kriegsführung nach dem Überfall auf die Ukraine müssen sich deutsche Unternehmen gegen Cyberangriffe wehren, zusätzlich verschärfen neue Vorschriften den Handlungsdruck. Anfragen zu Datensicherheit und Cybersecurity nehmen vor diesem Hintergrund spürbar zu. Auch in der Cloud, bei Künstlicher Intelligenz, energieeffizienten Rechenzentren und nachhaltigen IT-Infrastrukturen wollen Unternehmen mit Beraterhilfe besser werden.Die Königsdisziplin im Consulting, die klassische Strategieberatung, rangiert mit 14 Prozent am Gesamtmarkt eher abgeschlagen. In der Personalberatung, dem mit sieben Prozent aller Aufträge kleinsten Geschäftsfeld, entwickelten sich Dienstleistungen zum Talentmanagement am besten. Auch der Fachkräftemangel, hybride und agile Arbeitsmodelle und Weiterbildung bewegten die Auftraggeber. Zunehmend unter Druck gerät der Nachhaltigkeitsgedanke, gebündelt im Akronym ESG . Nachdem der neue US-Präsident Donald Trump ESG in den USA bereits stark in Misskredit gebracht hat, nimmt auch in Deutschland das Interesse ab, beobachtet Fink: „ESG und Diversity in den Arbeitsmodellen verloren gegen Jahresende an Relevanz.“Der wichtigste Abnehmer für Beratungsleistungen bleibt die deutsche Automobilindustrie. 6,4 Milliarden Euro Umsatz oder rund 12,9 Prozent des Beratungsvolumens entfielen 2024 auf die kriselnden Hersteller und ihre Zulieferer. Die Nachfrage konzentrierte sich auf Digitalisierung und Automatisierung, ESG-Projekte – etwa zur Dekarbonisierung von Lieferketten – blieben hinter den Erwartungen der Berater zurück.Consulting: Was Berater heute zum Erfolg brauchenDas Interview führten Gesine Braun und Christiane SommerDeal der Politberater: Firma von Harald Christ kauft Firma von Joschka FischerCEO Bob Sternfels und Deutschlandchef Fabian Billing: Die Neuerfindung von McKinseyDas Interview führten Eva Buchhorn und Katharina SlodczykMentoring: Wie unsichtbare Coaches im Hintergrund die Karriere beflügelnVon Hannah Steinharter•Consulting: Was Berater heute zum Erfolg brauchenDas Interview führten Gesine Braun und Christiane Sommer•Deal der Politberater: Firma von Harald Christ kauft Firma von Joschka Fischer•CEO Bob Sternfels und Deutschlandchef Fabian Billing: Die Neuerfindung von McKinseyDas Interview führten Eva Buchhorn und Katharina Slodczyk•Mentoring: Wie unsichtbare Coaches im Hintergrund die Karriere beflügelnVon Hannah SteinharterAm stärksten gewachsen ist der Sektor IT, Telekom und Medien, der seine digitale Transformation weiter vorantreibt. Auch die Öffentliche Hand und Finanzdienstleister haben zuletzt häufiger Consulter engagiert. Finanzstabilität, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Geldwäscheprävention sind seit Jahren die zentralen Herausforderungen, bei denen Banken sich externe Hilfe suchen. Behörden und Ministerien konzentrierten sich auf die Umsetzung digitaler Verwaltungsabläufe, die Einführung von E-Akten und elektronische Beschaffung. Auch KI-Projekte in der Verwaltung nehmen zu. Das Ziel: dem absehbaren massiven Fachkräftemangel im Öffentlichen Dienst etwas entgegenzusetzen.

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